Projekt Praxis-Forschung-Bienen

Die Varroa-Milbe ist ein aus Asien eingeschleppter Brutparasit, der wie eine Zecke an den Bienen saugt und dabei Viren überträgt. Die Milben vermehren sich in den Brutzellen eines Volkes, so das am Ende des Sommers tausende Milben das Bienenvolk schwächen. Ohne die Behandlung durch den Menschen können die meisten Bienenvölker nicht überleben. Die Standardbehandlung mit Ameisensäure ist sehr temperaturabhängig und mit zunehmender Klimaerwärmung reicht sie oft nicht mehr aus.

Ein Problem bei der Entwicklung einer Strategie zur Bekämpfung der Milbe stellt der oftmals mangelnde Wissensaustausch zwischen den Imkern dar. Um die Varroa-Management-Strategien für hessische Imkereibetriebe zu verbessern, wurde das EIP-AGRI-Projekt "Praxis-Forschung-Bienen" entwickelt. Ziel der „Operationellen Gruppe“ (OG) „Praxis-Forschung-Bienen“ ist es, ein Netzwerk für praktische Bienenforschung zu gründen, um innovative Diagnose- und Behandlungsstrategien gegen die Varroa-Milbe zu entwickeln. Die technologische Entwicklung eines Varroa-Counters soll die Varroa-Befallsdiagnostik vereinfachen und präzisieren. Durch den Aufbau einer digitalen Online-Plattform wird ein schneller Transfer der Ergebnisse des Netzwerks in die Praxis gewährleistet. Der OG gehören neben dem Berufsimker Jürgen Parg, Freizeitimker, das LLH Bieneninstitut Kirchhain, das Institut für Bienenkunde der Universität Frankfurt, der Deutsche Berufs und Erwerbs Imker Bund e.V. und das Comunis Projektbüro an.

 

Lösungsansätze zur Entwicklung neuer Varroa-Bekämpfungsstrategien

1. Innovative Diagnostik

Um die Varroa-Milbe erfolgreich bekämpfen zu können, müssen Imker und Imkerinnen den Befall im Jahresverlauf sorgfältig kontrollieren. Dafür werden beispielsweise die von den Bienen abfallenden toten Milben auf einer Bodeneinlage gezählt. Um diese mühsame und zeitaufwendige Milbenzählmethode zu vereinfachen, soll in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bienenkunde der Goethe-Universität Frankfurt ein Varroacounter entwickelt werden. Der Varroacounter soll die Milben auf der Bodeneinlage zuverlässig erkennen und so die Arbeit der Imker und Imkerinnen erleichtern. Im Praxistest sollen die Genauigkeit und Praxistauglichkeit des neuen Varroacounters mit vorhandenen Diagnose-Tools verglichen werden.

2. Biotechnische Behandlungsmethoden

Es gibt bereits gute und wetterunabhängige Alternativen für die Varroabehandlung im Sommer. Dazu gehört beispielsweise die induzierte Brutpause. Bei der induzierten Brutpause wird die Königin für einige Zeit in einen Käfig gesetzt. Das führt dazu, dass alle Milben auf den Bienen sitzen und nicht mehr in einer Brutzelle verborgen sein können. Eine daran anschließende Behandlung mit Oxalsäure hat dann eine effektive Wirkung.

Da in Deutschland zurzeit nur das Träufeln oder Sprühen von Oxalsäure als Behandlungsmethode zugelassen ist, soll eine neue Anwendung im Vergleich zu anderen Applikationsmethoden getestet werden. Im Laufe des Projekts soll in umfangreichen Versuchen die Wirksamkeit und Bienenverträglichkeit der verschiedenen Methoden überprüft werden, um Daten für eine mögliche Zulassung der neuen Anwendung in Deutschland sammeln zu können.

3. Erweiterung des Beratungsangebots

Das Beratungsangebot des LLH-Bieneninstituts soll verbessert und die Online-Beratung deutlich erweitert werden. Zusammen mit unseren Projektpartnern und einer Medienagentur werden YouTube-Videos zu allen praxisrelevanten Varroabehandlungsmethoden erstellt. Altbewährte Beratungsmaterialen werden aufgearbeitet, neue Beratungsangebote beispielsweise für Einraumbetriebsweisen erstellt und aktuelle Themen aus der Beratung aufgegriffen. Außerdem werden die Projektergebnisse online vorgestellt.

Das erweiterte Online-Angebot soll langfristig den Austausch zwischen Praxis, Beratung und Forschung fördern und die Basis für einen Citizen Science-Feldversuch bilden. Das Online-Angebot soll dazu beitragen, praxisrelevante Ergebnisse auf eine zeitgemäße Weise allen Imkern und Imkerinnen zur Verfügung zu stellen. Damit sollen insbesondere auch die neuen Imker und Imkerinnen angesprochen werden, die nicht an traditionellen Vereinsstrukturen interessiert sind.

4. Bürger als Wissenschaftler – Imker und Imkerinnen forschen mit

Das Interesse vieler Imker und Imkerinnen wächst, sich aktiv an wissenschaftlichen Versuchen zu beteiligen. Das Wissen und Können von interessierten Erwerbs- und Freizeitimkern und -imkerinnen wird bisher von akademischen Wissenschaftsprofis weithin unterschätzt. Ein akademischer Abschluss ist jedoch nicht von Bedeutung, sondern das, was Imker und Imkerinnen zu einem gemeinsamen Wissensschatz beitragen wollen (vgl. Finke, 2014).

Im dritten Projektjahr wird gemeinsam mit interessierten Imkern und Imkerinne ein sogenannter Citizen-Science-Versuch durchgeführt. Die konkrete Versuchsfrage zum Thema innovative Varroabehandlung und der genaue Versuchsplan werden zusammen mit den Projektpartnern in den kommenden beiden Jahren erarbeitet.

Am 27. Januar 2020 erhielt unter anderem die „Operationelle Gruppe“ (OG) "Praxis-Forschung-Bienen" im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen in Gernsheim aus der Hand der Hessischen Landwirtschaftsministerin Priska Hinz ihren Bewilligungsbescheid in Höhe von 400.000 EUR. In dem durch die EU und das Land Hessen geförderten Projekt der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) soll durch die Entwicklung einer Strategie zur Bekämpfung der Varroa-Milbe der Hauptursache für den Verlust von Bienenvölkern begegnet werden.

Überreichung des Förderbescheids an die OG "Praxis-Forschung-Bienen"

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